Wie kann ich wissen,
dass Gott mich ruft?

Bei der Frage „Ruft Gott mich in die Mission?“ drängt sich oft die Frage der Unterscheidung des Rufes Gottes von eigenen menschlich fleischlichen Wunschvorstellungen einer Missionstätigkeit auf.

Hier sind einige Anhaltspunkte, die Dir helfen können, Deine eigenen Gedanken von Deiner Berufung zu unterscheiden.

Fünf Missverständnisse in Zusammenhang mit dem Ruf Gottes:

1. Ein starkes Bedürfnis ist noch keine Berufung.
In Markus 5, 18 und 19 lesen wir von jemandem, der befreit worden war und der Jesus nachfolgen wollte. Jesus ließ es aber nicht zu, sondern schickte ihn nach Hause.

2. Persönliches Verlangen ist nicht notwendigerweise ein Indiz für einen Ruf Gottes.
In Apostelgeschichte 16, 6 und 7 versuchte Paulus zweimal, in die Richtung seiner eigenen Vorstellung zu gehen, aber Gott verschloss die Türen.

3. Eine Not zu erkennen ist nicht notwendigerweise ein Indiz für einen Ruf Gottes.
In Markus 1, 35-38 versammelten die Jünger bedürftige Menschen in der Hoffnung, dass Jesus mit ihnen zusammen treffen würde. Doch Jesus schlug gezielt einen anderen Weg ein.

4. Positive Umstände machen keinen Ruf aus.
In Jona 1, 3 hatte Jona sogar das Geld für eine Schiffsreise, obwohl ihn Gott ganz woanders haben wollte.

5. Prophetische Aussagen müssen immer geprüft werden.
Sie sollten lediglich bestätigen, was Gott schon persönlich zum Herzen des Angesprochenen gesagt hat.

Was einen klaren Ruf Gottes kennzeichnet:

1. Gott ergreift die Initiative.

Er sucht seine Mitarbeiter auf. Aus der Berufung Abrahams (1. Mose 12, 1) und Moses (2. Mose 3) erkennen wir, dass Gott zuerst gesprochen hat. Gott ist souverän im Rufen seiner Mitarbeiter und Leiter. In seiner Suche nach Menschen, die er einsetzen möchte, sucht er nicht zuerst nach solchen, die bereits etwas für ihn tun, sondern nach solchen, die sich von ihm formen lassen. Er sucht nach Menschen, die ihn mit ungeteiltem Herzen suchen.

Gott sucht:

  • wahre Anbeter
  • Fürbitter
  • Menschen, die gerecht sind und gerecht leben
  • nach Dienern
  • Menschen, die treu sind

2. Wenn Gott diese Menschen findet, wird er sie aussondern und vorbereiten.

Leute, die einen Ruf Gottes haben, werden auch die Geduld aufbringen, ihren Charakter formen zu lassen, bevor sie nach Gottes Details ihres Rufes fragen.

3.   Gott erklärt den Zweck, wozu er jemanden ruft.

Bei Abraham und Mose hat Gott sehr deutlich gesprochen und ihnen gesagt, was sie zu tun hatten und was sie sein sollten. An dieser Stelle wird nicht das „Wie“, sondern der Herrschaftsanspruch Gottes im Leben eines Menschen geklärt. Gott fragt zuerst nach unserer Bereitschaft zum Gehorsam, bevor er uns mit den Details, den Schwierigkeiten und den Segnungen seiner Berufung konfrontiert.

Die westliche Mentalität fragt zuerst immer nach Details, um das ganze Ausmaß zu erkennen und dann zu entscheiden, ob man Gott gehorchen will oder nicht. Ist aber Jesus Herr, ist das ein ganz anderer Ansatz. Hierin wird zuerst der Charakter geformt und der Gehorsam geprüft, bevor jemand ausgesandt wird.

4. Gott macht den Bestimmungsort und die Tätigkeit klar.

Mit seinem Ruf gibt er auch Details über Arbeitsfeld und Arbeitsbereich. Es ist durchaus möglich, dass Menschen berufen werden, Dinge zu tun, die ihre menschlichen Fähigkeiten übersteigen und die ihren Vorstellungen nicht entsprechen. Dann ist das Vertrauen auf das Wirken Gottes gefragt, auf seine Gegenwart und den heiligen Geist. Danach schenkt er Freude an den Menschen und an der Arbeit. Freude kommt auf, dass er in die Welt und auch in Situationen eingreift.

5. Gott bestimmt die Zeit, wann der Dienst angefangen werden soll und wie lange er ausgeübt wird.

Gottes Zeitplan ist oftmals anders als der von uns Menschen. Die Missionsgeschichte und auch das Leben von Missionarskandidaten liefern genug Beispiele, wie Ungeduld falsche Ergebnisse hervorbringt. Der Eifer Mose, seine Berufung anzutreten, ohne den göttlichen Befehl abzuwarten, führte zu einer Verzögerung von Gottes Plan in seinem Leben. Durch die Unwilligkeit Abrahams und Saras auf Gottes Verheißung zu warten, wurde Ismael gezeugt.

Wir erleben Jesus nicht als einen Mann, der Eile hatte, sondern als einen, der immer zur rechten Zeit das tat, was Gott von ihm erwartete. (s. Gal 4,4).

6. Mit dem Auftrag, den Gott erteilt, verspricht er seine Gegenwart (Mt 28,20).

Man darf die Gegenwart Gottes nie unterschätzen. Denn gerade seine Gegenwart gibt uns in einem fremden Land und in einer fremden Kultur, die Gewissheit des Sieges und seiner Befähigung das auszuführen, was er uns aufgetragen hat. Ohne seine Gegenwart stehen werdende Missionare in Gefahr in ein Leben voller unnötiger Leiden reinzulaufen, was in Folge häufig zu starken Gefühlen des Versagens führt.

Obwohl die o.g. Punkte bei einem echten, klaren Ruf Gottes immer vorhanden sind, bleibt Gott souverän in der Art und Weise, wie er ruft. Ob er eine Schau gibt, ob er Menschen durch Träume, seinen Frieden oder seine hörbare Stimme führt, oder ob er wie bei Nehemia eine Herzenslast gibt, ob der Ruf in die Mission über eine Zeitspanne entsteht oder ganz plötzlich – es bleibt Gottes Sache. Auf jeden Fall muss man erwarten, dass der Ruf Gottes, der auf einem Leben liegt, geprüft wird. Erst wenn die Prüfungen bestanden sind, wird man auch erleben, welch eine hohe und wunderbare Berufung es ist, Missionar zu sein.

Artikel verfasst von Brad Thurston. Die Inhalte sind zusammengefasst von einem Seminar von Günter Krallmann.

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